Gegen ressentimentgeladene Berichterstattung

100 Menschen demonstrieren gegen Lagerunterbringung

Pressemitteilung | Radio Dreyeckland | Etwa 100 Menschen folgten am gestrigen Freitag dem Protestaufruf von LEA Watch zu einer Demonstration vor der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Freiburg. Der Protest richtete sich gegen eine ressentimentgeladene Presseberichterstattung über die LEA und die mit der Lagerunterbringung einhergehenden Grundrechtseinschränkungen.

Ausgangspunkt der Aktion war die Berichterstattung der Badischen Zeitung und anderer Medien über die gewaltvollen Auseinandersetzungen in der LEA am 22. und 23. Januar 2023. Bereits am 30. Januar hatten LEA Watch und Aktion Bleiberecht in einer Pressemitteilung kritisiert, dass die Reaktion von Politik und Medien auf die Vorfälle Rassismus bediene, anstatt die restriktiven Bedingungen der Lagerunterbringung in den Blick zu nehmen.[1] Seitdem wurden entsprechende Presseberichte über die LEA auch von rechten Medien aufgegriffen, um gegen Geflüchtete zu hetzen. „Das dürfen wir so nicht stehenlassen. Die einseitige und rassistische Darstellung der Vorfälle in der LEA ist Populismus, kein Journalismus,“ hieß es in einem Redebeitrag auf der Demonstration.

Auch Betroffene kamen zu Wort und äußerten scharfe Kritik an den Zuständen in der LEA, so auch ein Geflüchteter aus Afghanistan, der aus Angst vor Repression nicht persönlich sprechen wollte: „Ich bin vor den Taliban geflüchtet und werde seit meiner Ankunft in Europa nicht als Mensch behandelt. Das Leben im Camp ist furchtbar. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es heißt, eine Nacht im Camp zu verbringen. Wir dürfen keine Zimmerschlüssel haben, nachts blockieren wir unsere Türen von innen mit Stühlen. Eigentlich wollte ich in Europa studieren, aber hier habe ich aufgehört über meine Zukunft nachzudenken. In Afghanistan war ich Richter und ich weiß, dass die Zustände in den Gefängnissen dort besser waren als hier im Camp.“ Auch andere Bewohner berichteten von einem andauernden Schwebezustand und erzwungenem Nichtstun. Viele Bewohner seien depressiv, es herrsche ein Klima der Angst und Repression, die Perspektivlosigkeit sowie die Tatsache, dass sich bis zu acht Menschen ein nicht-abschließbares Zimmer teilen, fördere Aggressionen, sodass auch kleine Streitigkeiten schnell eskalierten. Ein indischer Bewohner beklagte, dass kein vegetarisches Essen angeboten würde. Dies sei ein großes Problem für ihn und seine Landsleute.

Vor allem die Beiträge der Bewohner machten deutlich, wie wenig ihre Lebensbedingungen und Stimmen in der Debatte um die Gewalteskalation berücksichtigt werden. Sie zeigten, dass die Lebensbedingungen Gewalt fördert und die LEA damit alles andere als ein sicherer Ort für Schutzsuchende ist.

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