Unhaltbare Zustände in der Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) in Mannheim

Politisch gewollte Armut, kontrolliert, überwacht und ausgegrenzt

Türen ohne Schlösser in der BEA-Mannheim

Die BEA in Mannheim muss geschlossen werden!

In der Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) in Mannheim herrschen Bedingungen, die nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Davon sind die Bereiche Eingangskontrollen und Personendurchsuchungen, Zimmerkontrollen, Wohnen und Essen im Besonderen betroffen. Zahlreiche Geflüchtete sind aktuell in der BEA-Mannheim untergebracht. Geschätzt werden zwischen 1.000 und 1.500 Menschen, die in mehr als 20 ehemaligen Kasernengebäuden untergebracht sind. Die Zimmer sind teilweise geräumig, notdürftig eingerichtet. Stahlbetten, Tisch, Küche, Stühle. Ein Fernseher ist nicht erlaubt.

Die einzelnen Zimmer, die Wohnungen, die Etagentüren zur Wohnung sind in sämtlichen Gebäuden nicht abschließbar. Das berichten zahlreiche Bewohner.innen unterschiedlicher Herkunft. Es befinden sich in den Türen keine Schlösser. Die Türen können auch nicht anderweitig verriegelt werden. Viele Bewohner.innen können deshalb nachts nicht schlafen. Eine alleinstehende Frau mit Kindern schiebt nachts aus Angst ein Bett vor die Türe und versperrt diese noch zusätzlich mit einem Eisenstab.  Weil die Türen nicht verschließbar sind, kann jeder zu jederzeit in die Zimmer eindringen. Niemand kann so seine Privatsachen sicher aufbewahren. Es gibt keine Privat und Intimsphäre.

Wie Besucher mehrfach beobachten konnten, durchsuchen Beschäftigte der Security beim Eintritt in das Gelände die (Einkaufs)-Taschen der Bewohner.innen. In Einzelfällen wird auch der Körper gescannt bzw. durchsucht. Nach Informationen der Bewohner.innen wird nach Elektrogeräten, wie Wasserkocher, Heizplatten etc. aber auch nach Alkohol gesucht. Die Security ist so über den gesamten Einkauf informiert. Diese Durchsuchungen empfinden Bewohner.innen als diskriminierend und entwürdigend.

Wie Wurst und Käse ohne Kühlschrank aufbewahren?

In den Zimmern gibt es keine Möglichkeit, Essen warm zu machen, obwohl alle technischen Voraussetzungen dafür vorhanden wären. Eine Kochplatte, andere Elektrogeräte, Wasserkocher, Kaffeemaschine, Toaster etc. sind laut Auskunft von Bewohner.innen nicht erlaubt. Kinder haben keine feste Zeiten, wenn es um das Essen geht. Kein Tee, Milch etc. kann für die Kinder in den Zimmern warm gemacht werden. In den Zimmern, bzw. kleinen Küchen gibt es kein Kühlschrank. Verderbliches Essen, wie Wurst, Käse, Jogurt, Milch etc. kann nicht entsprechend aufbewahrt werden. Auch Essen, das vom sogenannten Taschengeld, selbst eingekauft wird. Das gelieferte Essen wird zwischen 12 und 14 Uhr und 16 bis 18 Uhr ausgegeben. Das Essen wird nur mit der Vorlage des ‚Notwohnungs‘-papier , der einzige Ausweis, den Asylfolgeantragsteller.innen besitzen, ausgehändigt. Auch dieser Vorgang wird gescannt und damit automatisch die Anwesenheit der Personen kontrolliert. Das Essen für das Frühstück gibt es ebenfalls am späten Nachmittag. Wohin mit dem Essen ohne Kühlschrank? Die Bewohner.innen verfügen über kein richtiges Geschirr. Messer, Gabel und Löffel besteht aus Plastik. Getrunken wird aus Pappbechern. Die Zimmer werden immer wieder von der Security, vor allem nach Elektrogräten durchsucht. In der Regel klopft die Security vor einer Durchsuchung der Räumlichkeiten an. Aber scheinbar auch nicht immer. Da die Zimmer nicht abschließbar sind, können Durchsuchungen auch in Abwesenheit stattfinden. Auch das Wissen, dass jederzeit fremde Personen sich Zutritt zu den Zimmern verschaffen können, entwürdigt die in der BEA lebenden Menschen.

Türe ohne Schließvorrichtung

Um die Gesamtsituation in Mannheim zu erfassen, braucht es jetzt einen fairen Austausch mit den Bewohner.innen des Sammellagers. Sie müssen die Möglichkeit haben, offen über ihre Situation sprechen zu können. Die Bewohner.innen brauchen ein Mitspracherecht und Beteiligungsmöglichkeiten, wenn es um Entscheidungen geht, von denen sie persönlich betroffen sind. Es muss umgehend eine neutrale Beschwerdestelle eingerichtet werden, die den Bewohner.innen jedwede Kritik an den Verhältnissen erlaubt, ohne dass sie Nachteile befürchten müssen. Das Antira-Netzwerk Baden-Württemberg wird darüber diskutieren, wie es die BEA-Mannheim zu einem Schwerpunktthema in den kommenden Monaten machen kann.