Demonstration am 28. Januar 2017 in Köln zum Thema: Sofortiger Abschiebestopp von Hindus und Sikhs nach Afghanistan

Wir demonstrieren am Samstag von 14 bis 16 Uhr auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz gegen die Abschiebung von Hindus und Sikhs nach Afghanistan

Pressemitteilung des Zentralrats afghanischer Hindus und Sikhs e.V. | Als Afghan Hindu Kultur Verein e.V. und Afghanischer Hindu Gemeinde in Köln e.V. fordern wir zusammen mit dem Zentralrat der Afghanischen Hindus und Sikhs e.V. die Bundesregierung und alle Länderregierungen auf, einen sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan auszusprechen, vor allem für Hindus und Sikhs.

Gleichzeitig soll allen in Deutschland lebenden Hindus und Sikhs aus Afghanistan der Flüchtlingsstatus anerkannt werden, da sie in ihrer Heimat religiös verfolgt werden. Dieser Forderung haben wir mit unseren Schwestervereinen und dem Zentralrat bereits am 7.1.2017 auf Demonstrationen in Hamburg mit über 1.000 Unterstützern und am selben Tag in Frankfurt mit rund 2.000 Personen Nachdruck verliehen.
ProAsyl1, der FlüchtlingsRAT NRW und Herr Stefan Studt, der Innenminister von Schleswig-Holstein2, teilen unsere Auffassung. Ihnen ist bewusst, dass Rückkehrern in Afghanistan keine Sicherheit geboten werden kann und sie um ihr Leben fürchten müssen. Der jüngste Afghanistan-Bericht des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen stellt fest, dass das gesamte Staatsgebiet „von einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt“ betroffen ist. Dennoch ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière der Meinung, dass Afghanistan ein sicheres Herkunftsland sei. Am 14.Dezember 2016 wurde damit begonnen, konsequent afghanische Flüchtlinge abzuschieben.

Unser Appell an Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger:
Schließen Sie sich der Initiative von Schleswig-Holsteins Innenminister Studt für einen bundesweiten Abschiebestopp nach Afghanistan an!
Ist die Lage in Afghanistan auch nach Einschätzung der UNO insgesamt von Gewalt geprägt, so ist die Situation der dort lebenden Minderheiten wie den Hindus und Sikhs um so dramatischer. Sie sind der kulturellen Diskriminierung und religiösen Verfolgung mit Zwangsenteignung und Zwangsheirat ausgesetzt, die aus der Anwendung des islamischen Rechts der Scharia resultieren. Sie müssen um ihr Leben fürchten: So wurde Ende letzten Jahres Nirmohan Singh (aka Lala Del Souz) in Kundus erschossen. Er war der Vorsitzende der dortigen Sikh-Gemeinde. Bereits im vergangenen Oktober war ein ebenfalls bedeutendes Gemeindemitglied der Sikh in Jalalabad erschossen und sein Leichnam vor die Tore des Tempels geworfen worden3. Dies und weitere Akte der Extremisten in Afghanistan gegen Hindus und Sikhs sind Terror und gezielte Signale der Einschüchterung.

In Afghanistan ist die Bedrohung allgegenwärtig: fast jede Woche werden Anschläge verübt, Opfer sind häufig Zivilisten. Wie aus einem Bericht der Vereinten Nationen hervorgeht, wurden allein im vergangenen Jahr über 11.000 Zivilisten getötet oder verletzt, (Report der UNAMA- United Nations Assistance Mission in Afghanistan)4. Auch das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Afghanistan und konstatiert: „In ganz Afghanistan besteht ein hohes Risiko, Opfer einer Entführung oder eines Gewaltverbrechens zu werden.
Landesweit kann es zu Attentaten, Überfällen, Entführungen und andere Gewaltverbrechen kommen.“ (Aufgerufen 15.1.2017 www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/AfghanistanSicherheit.html?nn=555292?nnm=555292)

Hintergrund: Afghanische Hindus und Sikhs: Bereits der Name Hindukusch – Berge der Hindus- verweist darauf, dass Hindus, aber auch die Minderheit der Sikhs seit Jahrhunderten in Regionen des heutigen Afghanistan leben. Politische und militärische Konflikte wie nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Dezember 1979 führten zu Verfolgungen durch islamistisch beeinflusste Gruppen. Bereits damals flohen viele Familien. Doch die systematische Verfolgung von Hindus und Sikhs begann durch die Taliban, die vor allem bei der muslimischen Bevölkerung Afghanistans ihre fundamentalistischen Grundideen und Hass gegen religiöse Minderheiten zu propagieren. Die meisten Hindus und Sikhs sahen in der Flucht die letzte Chance, ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Lebten noch über 220.000 von ihnen während der achtziger Jahre in Afghanistan, sind es heute nur noch ca. 1.5005.

In Deutschland leben heute rund 6.000 afghanische Hindus und Sikhs, von denen rund 60 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben. Viele engagieren sich etwa in den insgesamt sieben Hindu-Tempelgemeinden.

Diese Pressemitteilung wurde auf openPR veröffentlicht.

Pressekontakt:
Ansprechpartner: Herr Rawish Kapoor, Herr Dr. Chellaram Merzadah, Herr Rohit Kapoor
Organisation: Zentralrat afghanischer Hindus und Sikhs e.V.
Adresse: Salzschlirfer Str. 12, 60386 Frankfurt am Main
Telefonnummer: 0049 163 309 254 0 und 0049 171 216 872 3 und 0049 171 240 5196
Emailadresse: zrafghanischerhindussikhs@gmail.com
Internetseite:http://www.zahs.eu

Zentralrat ist ein Dachverband der ca. 6.000 in Deutschland lebenden afghanischen Hindus und Sikhs, mit mehreren Tempelgemeinden und Tempel in den Standorten Hamburg, Essen, Köln, Kassel, Frankfurt, Stuttgart und München.