14 Jahre Flucht aus dem Kosovo

Eröffnung der Fotoausstellung am Sonntag den 19.04.201520150419_172732_resized

Die 64 Fotos der  Ausstellung sind Dokumente die einen Einblick geben, was Krieg, Hass und Nationalismus für Auswirkungen für viele Roma aus dem Kosovo gehabt haben.

Familie Gasnjani hat nach 14 jähriger Flucht und vielen politischen Protesten im Kosovo, in Mazedonien, an denen sie sich beteiligten, in Freiburg einen sicheren Platz zum Leben gefunden. Auch wenn die Lebenslage der Familie in HartzIV prekär ist, so ist der rechtlichen Zugang zur Gesundheits- und Sozialversorgung hier gesichert, was in Mazedonien nicht der Fall war. Familie Gasnjani hat 1999 den Kosovo nicht freiwillig verlassen, sie wurden mit etwa 100.000 anderen Roma aus dem Kosovo vertrieben. Eine der größten Roma-Mahala auf dem Balkan in Mitrovica mit 8.000 Menschen wurde von nationalistischen Albanern zerstört. In Obilic waren es 700 Häuser und in Pec die Mehrheit der 1.600 Roma Häuser. Insgesamt wurden zwei Drittel der Häuser und Wohnungen der Roma unbewohnbar gemacht, darunter auch das Haus der Familie Gasnjani im Dorf Pomozatin.

Etwa 120.000 Kosovo-Roma leben heute verstreut in den einzelnen Ländern des Balkans wie Serbien, Montenegro oder Bosnien-Herzegowina, sie leben in EU- aber auch in außereuropäischen Ländern. Viele leben in bitterer Armut ohne rechtlichen Zugang in die Gesellschaftssysteme, die oft von Diskriminierung, Ausgrenzung und Anti

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ziganismus bestimmt sind. Diese Lebensrealität hat die Familie Gansjani zur weiteren Flucht nach Deutschland veranlasst.

Familie Gasnajni hatte im Asylverfahren kein Erfolg. Die Ausgrenzungen, die Diskriminierung, der verweigerte Zugang zu ökonomischen, sozialen und kulturellen Rechten wurden im Verfahren vor dem Bundesamt als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt. Nur die Krankheit von Muharem Gasnjani hat den Ausschlag gegeben, dass die Familie bleiben kann.

Viele Roma leben als Folge des antiziganistischen Konsenz, der in großen Bevölkerungsteilen, auch hier in Westeuropa existiert, am Rand der Gesellschaften. Der rechtlicher Zugang in die Gesellschaften wird oft nicht gewährt. Soziale, ökonomische und kulturelle Rechte werden verweigert, die für ein menschenwürdiges Überleben notwendig sind. Keine Wohnung, kein Zugang zur Arbeit um ausreichend für sich selbst sorgen zu können, kaum Zugang zur Bildung und entsprechender Förderung und nur eine niederschwellige bzw. keine Gesundheitsversorgung, das sind die Lebensrealitäten, in denen viele Roma heute leben müssen.

Das deutsche Asylsystem kennt kein „humanitäres Bleiberecht“. Ein (Über)-Leben in gesellschaftlicher und staatlicher Ausgrenzung und Diskriminierung wird nicht als Verfolgungsgrund anerkannt. Von 51.980 Anträgen (Albanien, Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo) wurden 2014 lediglich 148 positiv entschieden.

Die Bundes- und Landespolitik reagiert auf die Fluchtbewegung aus dem Balkan mit Rückübernahmeabkommen, wie sie beispielsweise mit dem Kosovo 2012 vereinbart wurde oder mit der Einstufung verschiedener Balkanländer 2014 zu sicheren Herkunftsländer. Die Abschiebemaschinerie läuft auf Hochtouren. Abschiebungen sind ein ständig wiederkehrendes Element in der Geschichte des staatlichen Umgangs mit „Zigeunern“.

Die Ausstellung und die Veranstaltungen sollen dazu anregen, sich stärker mit unserer eigenen Position, als Teil der Mehrheitsgesellschaft und den Stereotypen und Vorurteilen die gegenüber Roma in unseren Köpfen existieren auseinander zu setzen. Sie sollen auch einen Beitrag für Diskussionen leisten, wie wir unseren Widerstand gegen die weiteren zahlreichen kommenden Abschiebungen theoretisch verbessern können.