Besetzung in Oberursel – Kritik an der Lagerunterbringung

50 Personen besetzten leerstehendes Haus

Heute haben wir mit ca. 50 Menschen ein leer stehendes Haus in Oberursel vorübergehend besetzt, um auf die absolut menschenunwürdige Unterbringung der Flüchtlinge im Hochtaunuskreis hinzuweisen. Wir beziehen uns mit unserer Aktion auf die bundesweit stattfindenden selbstorganisierten Flüchtlings-Proteste, bei denen eine zentrale Forderung das Ende der Lagerunterbringung ist.

Wir wollen heute erneut deutlich machen, dass wir nicht aufhören werden die Situation im Hochtaunuskreis anzuprangern und dass wir endlich Veränderungen sehen wollen – dezentralen Wohnraum für die Flüchtlinge, Schließung der unzumutbaren Container. Seit Jahren hören wir, dass die Unterbringung geschlossen werden soll – stattdessen wird die Situation immer schlechter, weil die Belegungszahlen steigen. Konkret heißt das: noch weniger Platz in den überfüllten Zimmern, Küchen und Sanitärräumen und mehr Geld für die Betreiber. Das ist nicht hinnehmbar.

Wir haben unsere Aktion und die anschließende Spontandemonstration durch die Oberurseler Innenstadt in den Zusammenhang des heute stattfinden Aktionstages „Wem gehört die Stadt“ gestellt. Vor der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum steht für Flüchtlinge im Hochtaunuskreis – und an den meisten anderen Orten in Deutschland – die Forderung nach dezentralem Wohnraum. Keine weitere Isolation in Lagern!

„Es ist mir noch wichtig, zu sagen, dass es die Leute krank macht dort zu leben und dass es ein Gefühl vermittelt, als sei man in den Müll geworfen worden.“ (Aus dem Bericht eines Lagerbewohners)

Seit über 20 Jahren werden Flüchtlinge in Oberursel in Container gepfercht – so löst der Kreis die Aufgabe, Menschen unterzubringen, die häufig unter schwierigsten Bedingungen hierher geflüchtet sind. Etwa 250 Menschen sind in alten, desolaten Blechcontainern in viel zu enge Zimmer gestopft, ohne jegliche Privatsphäre. Mit lediglich 4 Küchen, viel zu wenigen und völlig unzureichenden sanitären Anlagen, im Sommer herrscht unerträgliche Hitze, im Winter große Kälte. Kein Raum, sich zu versammeln, kein Platz für die Kinder, die laut offizieller Version gar nicht mehr im Lager sein dürften, permanente Kontrolle durch den Betreiber und völlig unzureichende Unterstützung und Beratung. Eine Liste der Mängel würde den Rahmen jeder Erklärung sprengen. Diese  Bedingungen müssen viele über Jahre hinweg ertragen.

Seit über 20 Jahren gibt es Widerstand und Initiativen, die die Schließung des Containerlagers fordern. In den letzten Jahren haben sich zunehmend die Flüchtlinge selbst zu Wort gemeldet und in offenen Briefen, mit einem Go-in im Landratsamt und durch weitere Aktionen von den Verantwortlichen die Schließung des Lagers und menschenwürdige Wohnungen gefordert. Es gab Kontakte zu den selbstorganisierten Flüchtlingsprotesten. Eine der Bustouren hat Oberursel besucht, Geflüchtete sind aus Oberursel zu den zentralen Demonstrationen nach Berlin gefahren. Auf die unhaltbaren Zustände wurde immer wieder öffentlich hingewiesen. Politiker_innen aller Parteien haben erklärt, die Zustände seien menschenunwürdig und lieber heute als morgen zu beenden – verändert hat sich nichts!
Das werden wir nicht hinnehmen.

Lagerunterbringung ist rassistischer Normalzustand für Flüchtlinge in einem der reichsten Landkreise Deutschlands, hier im Hochtaunuskreis. Lagerunterbringung bedeutet Isolation und Ausgrenzung, macht krank und verhindert gesellschaftliche Teilhabe.
Wir fordern stattdessen:

Schließung der Lager – Dezentrale Unterbringung aller Flüchtlinge!
Umgestaltung aller leer stehenden Häuser zu menschenwürdigen Unterkünften!
Bezahlbaren Wohnraum für alle!