Kirchentags-Resolution gegen die Abschiebungen von Roma in die Republik Kosovo

Zur aktuellen Situation

Rund 10.000 in Deutschland „geduldete“ Roma sind seit Inkrafttreten des Rückübernahmeabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Republik Kosovo unmittelbar von Abschiebungen bedroht. Viele der Betroffenen leben und arbeiten seit fast 20 Jahren in Deutschland, nachdem sie Anfang der 1990er Jahre vor Bürgerkrieg, Verfolgung und Pogromen aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland geflohen waren. Ihre Kinder sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, gehen hier zur Schule, machen Abitur oder eine Ausbildung. Sie leben hier als Teil unserer Gesellschaft. Nun sollen sie in ein Land zurückgeschickt werden, das für die meisten schon lange keine Heimat mehr ist und dessen Sprache die Kinder nie gelernt haben.

Viele internationale Institutionen wie das UN Flüchtlingshilfswerk und deutsche Nichtregierungsorganisationen wie Pro Asyl warnen vor einer zwangsweisen Rückführung in das Kosovo. Als „humanitäre Katastrophe“ bezeichnet der Menschenrechtskommissar des Europarats, Thomas Hammarberg, die Lebensbedingungen der aus Deutschland abgeschobenen Roma im Kosovo.

Historische Verantwortung

Insgesamt 500.000 Sinti und Roma fielen in den von NS-Deutschland besetzten Ländern und in Deutschland dem NS-Völkermord zum Opfer. An den Folgen des NS-Völkermords leiden Roma in Mittelosteuropa und insbesondere in den Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawien noch heute – sie gehören neben den Bürgerkriegen und den andauernden Verfolgungen und Diskriminierungen zu den Flucht- und Migrationsgründen. Aus der historischen Verantwortung erwächst heute eine Verantwortung: für eine menschenwürdige Bleiberechtsregelung für langjährig geduldete Roma in Deutschland und gegen Abschiebungen in die Republik Kosovo.

Gemeinsam mit den Betroffenen

Roma-Selbstorganisationen wie Amaro Drom e.V. (Berlin) und das Roma-Center e.V. (Göttingen) haben die Kampagne „alle bleiben“ initiiert, um den Forderungen der von Abschiebung betroffenen Familien und Jugendlichen Gehör zu verschaffen. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste unterstützt die Kampagne.