Abschiebungen von Roma aus Deutschland angeprangert

(AFP) –Pristina — Die Organisation Human Rights Watch (HRW) hat die Abschiebungen von Roma aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern ins Kosovo als Menschenrechtsverstoß angeprangert. „Roma und Angehörige anderer Minderheiten, die aus Westeuropa in den Kosovo abgeschoben werden, werden nach ihrer Rückkehr in einer Weise diskriminiert, benachteiligt und entrechtet, die ihre Menschenrechte verletzt“, kritisierte die Menschenrechtsorganisation in einem in Pristina veröffentlichten Bericht.

Die abgeschobenen Roma stießen im Kosovo beim Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen auf Hindernisse, heißt es in dem Bericht weiter. Außerdem hätten sie Schwierigkeiten, an Ausweisdokumente zu gelangen oder ihr altes Eigentum zurückzuerhalten.
Der 77-seitige Bericht kritisierte überdies, dass viele der abgeschobenen Flüchtlinge auf Dauer von ihren Familien getrennt würden. Besonders hart träfen die Abschiebungen Kinder, die aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, unterschiedlicher Lehrpläne und materieller Not ihren Schulbesuch im Kosovo oft nicht fortsetzen könnten.

„Europa schickt die schutzlosesten aller Kosovo-Flüchtlinge zurück in die Armut, Diskriminierung, Ausgrenzung und Vertreibung“, erklärte die West-Balkan-Expertin von HRW, Wanda Troszczynska-van Genderen. Wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs es mit dem Schutz der Minderheiten ernst meinten, sollten sie „die Abschiebungen in den Kosovo aussetzen und den Menschen, die bereits abgeschoben wurden, helfen“.
Da die Verantwortung der EU-Regierungen nicht an ihren Landesgrenzen aufhöre, sollten sie sich „auf die Verbesserung der Bedingungen vor Ort konzentrieren, statt weiter Menschen zurück in die Hoffnungslosigkeit zu schicken“, forderte Troszczynska-van Genderen. Die Lage der Roma sollte auch beim EU-Gipfel in Brüssel auf der Tagesordnung stehen.

Laut HRW-Bericht wurden seit 1999 rund 50.000 Menschen zwangsweise in den Kosovo abgeschoben. Dabei habe es sich vorwiegend um serbisch-sprachige Roma gehandelt, aber auch um eine kleine Anzahl von Aschkali und Kosovo-Ägyptern, zwei albanisch-sprachigen Minderheiten, die sich auf alt-ägyptische Ursprünge berufen. Die Zahl werde vermutlich weiter steigen, da allein in Deutschland 12.000 Menschen eine Abschiebung drohe, warnte die Menschenrechtsorganisation.