Offener Brief an das Innenministerium von Niedersachsen

Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport
Lavesallee 6
30169 Hannover

Offener Brief

Am 12. Januar wurde Frau Ljuljeta Ademaj vom Baden-Airpark mit einer Sammelabschiebung nach Pristina in den Kosovo abgeschoben. Eine vierfache Mutter die seit 19 Jahren bei uns in Deutschland lebte. Die Abschiebung erfolgte  mitten im Winter, ohne ihre Kinder und trotz einer Eilpetition an die Landtage in Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Frau Ademaj, war mit ihrer kleinen Tochter vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien geflüchtet, fand in Emden ein neues Zuhause und gebar 3 weitere Kinder, die hier aufwuchsen und kein anderes Land kennen. In 19 Jahren wurde Deutschland zu ihrer Heimat deren Sprache sie lernten und in deren Gesellschaft sie sich integrierten.

Im September 2011 wurde die Abschiebung von Frau Ademaj und ihrer beiden minderjährigen Söhne in den Kosovo beschlossen. In panischer Angst entzogen sie sich dem ersten Abschiebetermin im Oktober und tauchten unter.

Da Frau Ademaj zwischenzeitlich einen deutschen Verlobten hatte, der sie heiraten und für sie und ihre minderjährigen Söhne sorgen wollte, erschien sie, nach Rücksprache mit der zuständigen Ausländerbehörde, am 16.12. 2011 im Standesamt Freiburg, um das Aufgebot zu bestellen. Dabei wurde sie verhaftet und in die JVA Schwäbisch Gmünd verbracht, wo sie 4 Wochen bis zu ihrer Abschiebung in Sicherungshaft einsaß.

Der Aufenthaltsort ihrer Söhne war zu der Zeit unbekannt, ebenso wie ihre psychische Verfassung. Seit Ende Oktober waren die beiden Söhne nicht mehr in der Schule gewesen. Die psychische Verfassung Frau Ademajs bedarf keiner Erklärung. Ungeachtet all dessen wurde die Abschiebung vollzogen.

Vorausgegangen waren die Bemühungen verschiedener Anwälte und die Entscheidungen verschiedener Gerichte, deren Urteilsbegründungen im Nachhinein als zumindest fragwürdig erscheinen. Die Abschiebung wurde begründet mit den Schulleistungen eines pubertierenden Sohnes, der allerdings bereits auf dem Weg einer Leistungssteigerung war, die von der Schule auch bescheinigt wurde, was das Gericht aber als unglaubwürdig einschätzte.

Nach neuestem Stand gehen die Söhne seit Beginn dieser Woche wieder zur Schule, nachdem ihnen doch noch eine dreimonatige Duldung gewährt wurde. Getrennt von ihrer Mutter, mit höchst ungewisser Zukunft und unter einer unvorstellbaren psychischen Belastung.

Wir fordern, dass diese Mutter unverzüglich wieder zu ihren Kindern zurückkehren kann und ohne unerfüllbare Bedingungen das Recht auf sofortige Wiedereinreise erhält! 

Verlesen vor dem Freiburger Rathaus am 11. Februar 2012 während der Demonstration „Wer bleiben will, soll bleiben! „ vor etwa 400 Personen.  Mit der Bitte um eine baldige Rückantwort!

Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung
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