Badische Zeitung 17. Mai 2008

Badische Zeitung vom Samstag, 17. Mai 2008


"Friedlich und gewaltfrei"

Utopie-Monat beginnt heute


Heute beginnt auf dem Platz der Alten Synagoge der "Aktionsmonat Utopie" ,

an dem sich rund 20 Initiativen — unter anderem U-Asta, Schattenparker,

Freiburger Friedensforum, Greenpeace und der "Runde Tisch gegen

Erwerbslosigkeit und soziale Ausgrenzung" — beteiligen (die BZ

berichtete). Die Organisatoren des Aktionsmonats betonten gestern noch

einmal, sämtliche Aktionen und Veranstaltungen "friedlich, kraftvoll und

gewaltfrei" durchführen zu wollen und Rücksicht auf Anwohner zu nehmen.

Nach Auffassung der Organisatoren sollten solche Veranstaltungen ohne

Anmeldung möglich sein, um ein Zeichen zu setzen gegen eine zunehmende

staatliche Überwachung und Kontrolle. Doch sei man grundsätzlich

dialogbereit und habe Kontaktpersonen und ein Infotelefon für die Behörden

vorgesehen, um eventuelle Probleme zu besprechen. Auch die Schattenparker

erklären sich solidarisch: "Das Tolle am Utopiemonat ist das breit

gefächerte Netzwerk und der Konsens zur kollektiven ungefragten

Inanspruchnahme öffentlichen Raums" , so Schattenparker Rainer Moser.

si, siehe Münstereck

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MÜNSTERECK:

Toleranz auf beiden Seiten

Utopie und Realität


Es ist schwer einzuschätzen, was sich in den nächsten vier Wochen beim

"Utopie-Monat" tun wird: Wird das Spektakel bunt, friedlich und gewaltfrei

werden oder nicht? Der Knackpunkt: Die Organisatoren haben ihre

Veranstaltungen nicht beim Amt für öffentliche Ordnung angemeldet, wozu

sie verpflichtet wären. Genau damit aber können sie sich nicht anfreunden,

verstehen sie ihre Aktionen doch vor allem als Protest gegen staatliche

Kontrolle. Bei Polizei und Stadtverwaltung dagegen ist die Erinnerung an

das "Do it yourself" -Festival vor zwei Jahren noch präsent, als nach

friedlichem Beginn ein Polizist verletzt wurde und die Lage eskalierte —

inklusive Demonstration, Einkesselung und stadtweiter Debatte über die

Verhältnismäßigkeit der Mittel. Doch die Chancen stehen gut, dass es

diesmal besser läuft. So wiesen Stadtverwaltung und Polizei

entgegenkommenderweise darauf hin, dass für die Auftaktveranstaltung

ausnahmsweise Absprachen vor Ort möglich seien — ein kluger, besonnener

Schachzug. Die Organisatoren haben im Gegenzug signalisiert, den Behörden

Ansprechpartner nennen und Probleme zusammen mit ihnen lösen zu wollen.

Auch wenn höchstwahrscheinlich nicht alles den formal korrekten Weg gehen

wird: Es könnte klappen, mit Toleranz und viel Fingerspitzengefühl — auf

beiden Seiten.

Simone Lutz