Badische Zeitung 19. Mai 2008

Badische Zeitung vom Montag, 19. Mai 2008 


Frohsinn auch unter den Passanten 

Tag eins des Aktionsmonats "Utopie leben" verlief lautstark und vergnügt — und in überschaubarer kleiner Runde


Von unserer Redakteurin Julia Littmann


Mit etlichen hundert hatten die Veranstalter gerechnet, es waren jedoch haargenau 107 Menschen, die am Samstag durch die Innenstadt zogen, um den Auftakt des Aktionsmonats "Utopie leben" öffentlich zu machen. Auch Stadt und Polizei hatten offenbar mit weitaus mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern an dem "Utopischen Brunch" auf dem Platz der Alten Synagoge gerechnet: Etliche Mannschaftswagen fuhren am frühen Mittag auf, die Beamten fanden jedoch alsbald die geforderten Ansprechpartner und kooperationsbereite "Utopisten" . Tag eins des Aktionsmonats ging gelassen über die Bühne. 


Für die ehemalige Stadträtin Renate Bert war die bewegte Ansammlung des "bunten Völkchens" ein "tolles Signal" . Am Startplatz für die Demonstration hatte es nicht nur Infos zu Themen wie Armut, Klima, Migration und Krieg gegeben. Auch die geplante Umgestaltung des einladenen Rasenplatzes zur "Betonwüste" wurde auf Flugzetteln kritisiert — und hier und da auch mit Passanten besprochen. Statt dem so genannten "schwarzen Block" der Autonomen hatte sich gerade mal eine schwarze Viererkette zusammengefunden, die friedlich dem kleinen Zug vorauseilte in Richtung Augustinerplatz. Dorthin zogen die Bruncher wie angekündigt um 14 Uhr via Bertoldsbrunnen durch die belebte Innenstadt. Vielfarbig und mit etwa 20 Musikerinnen und Musikern einer Sambatruppe auch unüberhörbar lautstark. Stelzengängerinnen, Jongleure und eine tüchtige Tanzcombo verbreiteten auch längs des Umzugs Frohsinn unter den Passanten. Die säumten den Demonstrationsweg mit Hüftschwung und Zustimmung: "Dass da noch welche Utopien haben, macht doch Hoffnung." 


Auch der etwa einstündige Aufenthalt auf dem Augustinerplatz und die nächsten Stationen des "utopischen Stadtrundgangs" — Siegesdenkmal und Tierversuchslabor an der Friedrichstraße — verliefen ganz im Sinne der Veranstalter: kreativ und bewegt. Von Seiten der Polizei gab es am Ende von Tag eins des Aktionsmonats denn auch keine Beanstandungen — alles sei ruhig verlaufen.


Nicht anders habe er sich das für die Veranstaltungen an diesem ersten Tag vorgestellt, sagt Max Heinke: "So war es ja auch angekündigt." Zwar habe das Friedensforum, bei dem er Mitglied ist, nicht offiziell an diesen Veranstaltungen teilnehmen können, wohl aber habe er als Einzelperson dabei sein mögen. Die Schwierigkeit fürs Friedensforum als Institution: Die Veranstaltungen waren zwar allenthalben öffentlich kundgetan, nicht aber angemeldet worden, auch dieses als Zeichen des Protests gegen staatliche Bevormundung. Im Laufe des utopischen Aktionsmonats allerdings wird das Friedensforum ebenso wie Greenpeace und andere Einrichtungen im Netzwerk der Veranstalter hier und da kooperieren.