Badische Zeitung 16. Mai 2008

Badische Zeitung vom Freitag, 16. Mai 2008


Polizei und Stadt fordern eine Absprache

Aktionsmonat "Utopie-Leben"


Morgen startet ein Netzwerk von 20 verschiedenen Initiativen ein

umfassendes Veranstaltungsprogramm — doch Stadtverwaltung und

Polizeidirektion sehen für den so getauften Aktionsmonat "Utopie-Leben"

noch ein real existierendes Problem: Obwohl zahlreiche Veranstaltungen auf

öffentlichen Plätzen und in städtischen Parks geplant sind, gab es bisher

gestern noch keine entsprechenden Anträge oder Anmeldungen. Das bedeutet:

Es könnte wieder einmal Ärger geben. Die Behörden forderten gestern

jedenfalls die Veranstalter per Pressemitteilung in einem eindringlichen

Appell zu Dialog und Absprache auf.


"Wir sind gesprächsbereit" , bekundete gestern der Erste Bürgermeister

Otto Neideck. Noch weiß man im Rathaus nicht, was auf die Stadt bei dem im

Internet und auf Flugblättern beworbenen Aktionsmonat zukommt. "Es ist

alles sehr diffus" , findet Neideck, der aber damit rechnet, dass zum

Auftakt am morgigen Samstag alles friedlich abläuft.


Verschiedene Gruppierungen von der KTS über die Wagenburg Schattenparker

bis zum Freiburger Friedensforum, Greenpeace oder der Aktion Bleiberecht

stehen als Netzwerk hinter dem Aktionsmonat, der morgen um 11 Uhr mit

einer "Auftaktparade" samt Frühstück auf dem Platz der Alten Synagoge

beginnen soll. Um 14 Uhr will die Parade zum Augustinerplatz ziehen, um 15

Uhr ist ein symbolischer Treffpunkt am Siegesdenkmal geplant. Einen

Demonstrationszug werde es nur geben können, wenn vorher ein

Ansprechpartner genannt werde, so Bürgermeister Neideck. In den kommenden

Wochen sind auch Veranstaltungen im Seepark, im Eschholzpark oder

Stadtgarten geplant — auch dafür wurden bislang keine Genehmigungen

eingeholt. Ohne vorherige Absprache seien die Aktionen in den Parks nicht

möglich, sagt die Stadt.


Das von Stadt und Polizei unterbreitete Gesprächsangebot werden die

Organisatoren in der geforderten Form auf jeden Fall nicht annehmen,

erklärte gestern Felix Sinsel vom Organisationsteam: Die großen

gemeinsamen Veranstaltungen würden bewusst nicht angemeldet — "als Protest

gegen den Überwachungsstaat" . Trotzdem werde man mit der Polizei

kommunizieren. Zudem sei es Konsens, dass der Aktionsmonat gewaltfrei

ablaufen soll: "Wir wollen keine Chaostage nach Freiburg holen, sondern

Öffentlichkeit schaffen für unsere Ideen einer anderen Gesellschaft" , so

Felix Sinsel zur BZ. /