Viele Fragen zum Verhalten des Bistum Regensburg zur polizeilichen Räumung des Kirchenasyls

„Partei ergreifen für Menschen in Not“

„Als Christinnen und Christen in Europa sind wir nicht bereit, diesen Umgang mit Menschen in Not hinzunehmen. Wir sind ihnen verbunden. Sie sind Gottes Ebenbilder wie wir. Darum sind wir in unseren Kirchen, Pfarrgemeinden, Klöstern, Kommunitäten und Solidaritätsgruppen herausgefordert, Verantwortung zu übernehmen und Partei zu ergreifen: nicht nur für die Flüchtlinge und Asylsuchenden, die unter uns leben, sondern auch für die, die schon an den Außengrenzen Europas scheitern und uns gar nicht mehr zu Gesicht kommen. Das Asylrecht ist nichts wert, solange der Zugang Schutzsuchenden verwehrt bleibt.

Wir verpflichten uns

Darum verpflichten wir uns,

  • alle Möglichkeiten zu nutzen, Flüchtlingen in Not zu helfen.
  • dort, wo eine Abschiebung droht, und damit die Würde und das Leben von Menschen in Gefahr ist, Flüchtlinge in unseren Gemeinden aufzunehmen und zu schützen („sanctuary“, Kirchenasyl), bis eine annehmbare Lösung für sie gefunden ist. Wir werden dort, wo dies notwendig wird, eine offene Auseinandersetzung mit den Regierenden nicht scheuen.
  • die skandalösen Praktiken, mit denen Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas abgewehrt oder im Inland drangsaliert werden (Abschiebehaft, Diskriminierungen in nahezu allen Lebensbereichen), beharrlich in die Öffentlichkeit zu tragen, um die Gewissen zu schärfen.
  • für eine an Menschenwürde und Menschenrechten orientierte Asyl- und Einwanderungspolitik einzutreten – von der lokalen bis zur europäischen Ebene.
  • dazu beizutragen, dass Flüchtlinge sich in unserer Gesellschaft willkommen fühlen und an dieser gleichberechtigt teilhaben.
  • für diese Selbstverpflichtungen und Ziele auch in unseren Kirchen und unter Mitchristen und Mitchristinnen zu werben.
  • die Kooperation mit Gleichgesinnten zu suchen – unabhängig davon, welcher Glaubensgemeinschaft oder Weltanschauung sie angehören.
  • uns europaweit und weltweit zu vernetzen und im Sinne dieser Verpflichtungen solidarisch zusammenzuarbeiten.

Ganz Europa muss zu einem Schutzraum, einem „sanctuary“, für Migranten und Migrantinnen werden! Dafür wollen wir eintreten – in der Überzeugung, dass Gott die Fremden liebt und wir in ihnen Gott selbst begegnen (Mt. 25, 31ff.).“

Beschlossen am 10. Oktober 2010 auf der Jahrestagung der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V. in Berlin